
Die neue Müdigkeit am Schreibtisch
Fühlen Sie sich bei der mobilen Arbeit oder im Home Office auch ständig erschöpft? Fällt es Ihnen schwer, sich länger am Bildschirm zu konzentrieren? Dann geht es Ihnen wie Tausenden Berufstätigen, die sich von einem Video-Call zur nächsten Online-Konferenz durchklicken. Die Wissenschaft hat für dieses Phänomen einen Namen: Zoom-Fatigue. Allerdings können Sie der Müdigkeit vorbeugen und sie sogar besiegen.
Es ist für Millionen Berufstätige Alltag: die Arbeit in den eigenen vier Wänden. Home Office hat sich etabliert, ist gelernt und birgt doch einige Herausforderungen, denn Online-Konferenzen, Besprechungen und Workshops wurden aus dem analogen Raum in die virtuelle Welt verlagert. Anwendungen wie Zoom, Microsoft Teams, Skype und Co. gehören zum neuen Berufsalltag – vor allem bei hybriden Teams, in denen einige Teammitglieder zum Beispiel im Büro tätig sind, während andere zu Hause oder von unterwegs arbeiten. Dies gilt oft auch orts- und länderübergreifend. Doch egal, ob mobil oder im Home Office: Es gibt eine Gemeinsamkeit, die die meisten in den letzten Monaten festgestellt haben – Video-Calls schlauchen. Sie sind viel anstrengender als ein Treffen oder ein Vier-Augen-Gespräch im realen Leben. Wissenschaftler nennen das Phänomen Zoom-Fatigue („Zoom“ nach dem amerikanischen Softwarehersteller, „Fatigue“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „Müdigkeit“ oder „Erschöpfung“). „Wir beobachten diese Ermüdung durch Videokonferenzen seit einiger Zeit,“, sagt Prof. Dr. Jutta Rump (Foto). Sie ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen (IBE).

Darum mag das Gehirn keine digitalen Meetings
Mit ihrem Team hat Jutta Rump im Dezember 2020 in der zweiten Phase der IBE-Studie zum Thema „Zoom-Fatigue“ 330 Menschen zu ihren Erfahrungen mit der Online-Erschöpfung befragt. Das Ergebnis: 62,4 Prozent der Teilnehmenden spürten im Winter Zoom-Müdigkeit.
Aber warum fühlen sich Videokonferenzen überhaupt so zermürbend an? „Ich sitze allein in einem Raum und kommuniziere trotzdem mit vielen. Gleichzeitig bin ich auf die Kamera fixiert, kann aber viele Signale der nonverbalen Kommunikation über Gestik und Mimik nicht wahrnehmen. Das ist Hochleistungssport für das Gehirn und sehr ermüdend“, erklärt Jutta Rump. Gleichzeitig neigten wir dazu, mehr virtuelle Meetings an einem Tag zu machen, als wir früher Konferenzen im Büro angesetzt hätten. Dies bedeutet auch: Der Schnack auf dem Büroflur oder das Durchatmen in der Kaffeeküche fehlen.

Frauen trifft Zoom-Fatigue häufiger
Frauen sind übrigens von der Zoom-Fatigue stärker betroffen als Männer, belegt eine Studie aus Standford.Der Grund liegt auf der Hand: Während des Video-Calls werden wir nicht nur von anderen gesehen, sondern beobachten uns selbst. Diese multiple Selbstbespiegelung kann insbesondere bei Frauen Stress auslösen. Was Frauen wie Männer aber gleichermaßen betrifft: Sie unterschätzen die körperliche Unausgeglichenheit, die durch Video-Meetings entsteht. „Die virtuellen Gespräche erschöpfen mental, aber nicht körperlich, was häufig dazu führt, dass man nicht schlafen kann“, erklärt Jutta Rump.
Zoom-Fatigue ist zwar ein relativ junges Phänomen, doch es wird auch in Zukunft eine Rolle spielen. „Die aktuell extreme Arbeitssituation wird kein Dauerzustand, aber wir können die Zeit auch nicht zurückdrehen: Home Office und hybride Arbeitsmodelle inklusive Online-Konferenzen werden das „New Normal“, ist sich die Professorin sicher. Deswegen ist es wichtig zu wissen, wie Sie Zoom-Fatigue vorbeugen können. Unsere 5 Tipps helfen Ihnen dabei.
5 effektive Tipps gegen Zoom-Fatigue
1. Digital Detox
Schaffen Sie sich auch im Home Office räumliche oder zeitliche Inseln, in denen keine Video-Meetings abgehalten werden, und Sie im besten Fall auch mal nicht erreichbar sind. So haben Sie einerseits mehr Energie und können andererseits ungestört arbeiten.
2. Ausgleich finden
Videokonferenzen erschöpfen zwar mental, aber nicht körperlich. Integrieren Sie im Home Office kleine Bewegungseinheiten und Spaziergänge oder treiben Sie Sport, damit Sie auch körperlich ausgelastet sind.
3. Video ausschalten
Muss es wirklich immer ein Video-Call sein? Oder lassen sich manche Angelegenheiten beispielsweise auch per Telefon, E-Mail oder über ein Abstimmungs-Tool abhaken? Im engeren Kollegenkreis können Sie sich auch darauf einigen, die Kamera auszuschalten.
4. Zeit-Limits
Damit die digitalen Besprechungen im Home Office oder von unterwegs weniger ermüdend sind, sollten sie 45 bis maximal 60 Minuten dauern. Anschließend gibt es eine Pausenzeit von 15 Minuten, bevor die nächste Aufgabe in Angriff genommen wird. Es gilt: Nehmen Sie sich Zeit zwischen Terminen und bauen Sie Lücken ein, die Sie sonst auch hatten.
5. Gute Moderation
Ein guter Moderator führt locker durch die Videokonferenz und bringt auch Humor mit. So entsteht eine gewisse Leichtigkeit, die besonders aufgrund der fehlenden nonverbalen Signale wie Gestik und Mimik wichtig ist. Nicht jeder Chef ist ein Moderationstalent, deswegen sollte das Meeting die Person leiten, die dafür am geeignetsten ist.
Immer informiert sein
Mit Ihrem Einverständnis informieren wir Sie bedarfsgerecht und digital über Produktangebote und wichtige Neuerungen. Jetzt Kontakterlaubnis erteilen!